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Interview Borderline – 06/2014




Achtung! Triggerwarnung!


Wenn dich solche Themen generell, Erzählungen davon/darüber, Bilder von Narben oder Rasierklingen triggern, dann scrolle nicht weiter hinunter, verlasse diesen Beitrag und lies nicht weiter!


Für alle anderen bitte etwas runterscrollen. Nach dem Bild beginnt dann das Interview.









(am Ende des Interviews sieht man Bilder der Narben von Nadja)

Ich weiß, dass das Bild nicht unbedingt jedem zusagt, aber es ging mir einfach um das Umsetzen eines Themas in Form eines Bildes.

Dieses Thema ist Borderline bzw. in weiterem dann SVV (=selbst verletzendes Verhalten). Im Zuge dieses Themas bzw. durch mein Bild hatte ich die Möglichkeit mit einem jungen Menschen zu sprechen, der selbst Borderline hat und sich selbst verletzt– und so entstand dieses Interview, das – zugegeben – für einen Fotografen eher untypisch ist. Trotzdem wollte ich diese Chance nutzen.

Unser Treffpunkt für das Interview war im Freien. Nadja (wir einigten uns im Vorgespräch für dieses Interview auf diesen Namen) wirkt gut gelaunt, lächelt. Sie kommt mit einem T-Shirt, auf ihren Armen sieht man einige Narben.

Nadja ist jetzt 20 Jahre jung, mit 11 gab es den ersten „Kontakt“ zu Borderline sowie SVV – zu diesem Zeitpunkt wusste sie aber noch nicht, was Borderline überhaupt ist. 4 Jahre später kam Nadja in die Psychiatrie. Seit der Entlassung aus der Klinik kämpft sie sich durch das Leben. Unbemerkt für andere. Fast unbemerkt. Die Narben sind nicht zu übersehen.

jp: Was genau ist eigentlich Borderline?

Nadja: aus ärztlicher Sicht wird es als Persönlichkeitsstörung, als emotionale instabile Persönlichkeitsstörung definiert, die aufgrund von 9 Kriterien beurteilt wird. Da gehört Instabilität im beziehungstechnischen Bereich sowie auch Selbstschädigung dazu.

jp: das ist die ärztliche Sicht. Und deine dazu? Wie definierst DU das?

Nadja: (denkt nach) naja, ich bin wesentlich sensibler und reagiere auf Dinge, auf die anderen nicht reagieren würden, total heftig. Es gibt Situationen, die für andere nicht schlimm sind, aber für mich extrem schlimm sind und dass vieles für mich viel intensiver ist.

jp: Ist das auch umgekehrt? Gibt es Dinge, wo andere Menschen sich aufregen, aber dir diese Situation komplett egal ist?

Nadja: ja. Das kommt zwar auf meine aktuelle Phase drauf an, aber wenn ich diese „mir-ist-alles-egal“-Phase habe, gibt es wirklich nichts, was mich aufregt.

jp: Was ist SVV?

Nadja: selbstverletzendes Verhalten. Also im Prinzip dass man sich auf allen erdenklichen Wegen irgendwie selbst schadet, Schmerzen zufügt. Sei es durch schneiden, verbrennen, Kopf gegen die Wand, …

jp: also egal wie, der Schmerz selbst ist wichtig?

Nadja: ja, genau.

jp: was ist der Schmerz für dich? Eine Beruhigung?

Nadja: Das kommt auf die Situation an. Spannungsabbau, Stressabbau. Oder wenn ich gerade meine, vorhin schon erwähnte, „mir-ist-alles-egal“-Phase habe, wo ich nichts mehr wahrnehme, eben damit ich wieder etwas wahrnehme. Oder wenn mich Situationen in dem Moment gerade überfordern, wenn ich mich dann verletze, gibt es nur den einen Moment, den Schmerz und macht somit meinen Kopf frei von allem anderen, was mich gerade fertig macht.

jp: seit wann verletzt du dich selbst?

Nadja: das kann ich nicht genau sagen. Das ist irgendwie so entstanden. Ich kann mich erinnern, dass ich mich als Kind schon verletzt habe, indem ich Körperteile von mir z.B. gegen die Bettkante geschlagen habe, weil ich auf mich oder wem anderen gerade sauer war.

jp: seit wann weißt du, dass das, was du da tust SVV heißt?

Nadja: Also über die Selbstverletzung habe ich mir früher nie wirklich Gedanken gemacht. Erst so ab 11, 12 wie es mit dem Schneiden losging, wo man doch allgemein weiß, dass das nicht unbedingt normal ist, war das halt einfach so – man denkt da nicht einfach nicht darüber nach.

jp: du betonst das „normal“ so. Siehst du selbst, das was du tust, für „nicht normal“?

Nadja: (lacht) Ich sehe es als „nicht normal“, weil ich weiß, dass die Gesellschaft „normal“ anders definiert, als ich es sehe. Für MICH ist es normal, weiß aber, dass es für meine Mitmenschen nicht-normal ist.

jp: Woher kommt aus deiner Sicht Borderline?

Nadja: ich bin von Natur aus ein sehr sensibler Mensch, wenn dann das Umfeld noch dazu kommt und sich mit meiner Sensibilität kreuzt, was nicht ganz so optimal ist, entsteht das einfach so. Da spielt auch das Umfeld mit.

jp: Hat dein Umfeld dazu beigetragen?

Nadja: in gewisser Weise bestimmt.

jp: haben dir Ärzte das nie gesagt oder mit dir darüber gesprochen?

Nadja: (beginnt zu lachen) die wollen eher von mir wissen, warum ich es mache.

Also wenn sie etwas gesagt haben, dann habe ich das nie erfahren. Die Ärzte haben es früher meinen Eltern gesagt und die haben es mir nicht gesagt. In den ganzen Befunden steht, dass Spannungszustände daran schuld waren. Aber mehr weiß ich dazu nicht, weil ich gar nicht so viele Befunde habe.

jp: Also Ärzte haben mit dir selbst nie darüber gesprochen?

Nadja: schon, aber nur um mich zu fragen, warum ich es mache. Nicht wirklich um mir zusagen, was der Auslöser bei mir sein könnte.

Das lag damals sicherlich auch daran, dass ich noch minderjährig war. Die Ärzte haben versucht zwischen mir und meinen Eltern zu vermitteln, weil ich mit ihnen nie darüber reden wollte, meine Eltern aber wiederum unbedingt wissen wollten, warum ich das mache um es zu verstehen.

jp: Haben die Ärzte dir zumindest gesagt, was du tun kannst, damit es dir besser geht?

Nadja: Ja, mir wurden immer wieder Ansätze gesagt, was ich tun könnte anstatt mich zu verletzen. Aber das hat nie so ganz gefruchtet. (lacht)

jp: weil das, was die Ärzte empfohlen haben, für dich sinnlos war?

Nadja: nicht weil es sinnlos ist, einfach weil es für mich eine einfachere Lösung ist mich zu verletzen als zu versuchen mich stundenlang abzulenken um runter zu kommen. Da mach ich das halt, ist in 20 Minuten erledigt und ich kann ganz normal weiter machen, bevor ich da 2-3 Stunden herumkämpfe, damit ich es nicht mache und am Ende dann erst recht mache.

jp: in welchem Zusammenhang steht Borderline und SVV

Nadja: grundsätzlich kann Selbstverletzung ein Symptom von Borderline sein. Es gibt auch Borderliner, die sich nicht verletzen.

Wie schon erwähnt hat Borderline 9 Kriterien und um eine Diagnose erstellen zu können, muss man 5 davon erfüllen. Selbstverletzung ist auch ein Kriterium. Es gibt ja auch Menschen, die sich selbst verletzen und nicht gleich Borderline haben.

Unter Selbstverletzung, Selbstschädigung fallen ja einige Dinge. Riskantes Autofahren, Essanfälle, Substanzmissbrauch, Spielsucht usw.

jp: und von diesen 9 Kriterien treffen wie viele auf dich zu?

Nadja: ich finde, dass diese Kriterien sehr schwammig beschrieben sind und irre viel Spielraum lassen. Da liegt viel am Arzt, welche Diagnose er stellt.

Wenn man sich diese Kriterien anschaut, treffen die bis zu einem bestimmten Grad auf jeden normalen Menschen zu.

jp: kannst du dich noch an deinen 1. Schnitt erinnern?

Nadja: ich glaube schon, dass ich mich erinnern kann, aber das war aus einer ganz anderen Intention heraus. Ich hab nur als Nebeneffekt festgestellt „he, das ist ja gar nicht so schlecht“

jp: du hast dich also unabsichtlich geschnitten und dabei bemerkt, dass dir das gut tut?

Nadja: nein, schon absichtlich. Ich hatte damals eine sehr gute Freundin und ich hab mir ihren Namen in den Unterarm geritzt. Nur ganz leicht mit Draht. Aber ich bin dabei drauf gekommen, dass dabei schlechte Gefühle weg gehen. So entstand das.

jp: was genau bewirkt der Schmerz?

Nadja: Das bewirkt, dass in diesem Moment, wenn der Schmerz da ist, alles andere ausgeblendet ist Manchmal ist da so ein Gedankenkarussell und wenn ich mich dann verletze, ist das in dem Moment nicht mehr da.

jp: tut es dir richtig weh, wenn du dich verletzt oder spürst du da nur etwas?

Nadja: es tut anders weh, als wenn ich mich unabsichtlich verletze. Es ist einfach ein anderes Gefühl.

jp: ich habe zu dem Thema ja ein Bild gemacht. (Anmerkung: das Bild ganz oben mit der Rasierklinge und dem Blut). Löst dieses Bild bei dir etwas aus?

Nadja: Das kommt auf die Situation an. Jetzt wäre es mir einfach egal. Wenn es mir schlecht geht und ich würde das Bild sehen, dann denk ich mir schon, ja das würde ich jetzt auch gern machen.

jp: was löst bei dir den Wunsch nach SVV aus?

Nadja: wenn mich halt total was überfordert um in der Situation normal weiter machen zu können.

Oder es ist ein ganz komisches Gefühl. Wenn man sich denkt „bin ich wirklich oder bilde ich mir das alles nur ein?“ und wenn ich blute, weiß ich, dass ich da bin und lebe.

jp: was genau machst du um dein Bedürfnis nach SVV zu stillen abhängig vom Ort?

Nadja: daheim ist das alles kein Problem, in der Firma kann man sich auch helfen, man geht halt einfach aufs WC.

jp: hast du dann immer etwas zum Verletzen mit?

Nadja: man braucht ja nicht immer etwas mit. Scharfe Kanten, wo man dagegen schlagen kann, gibt es überall. Im Notfall genügt es, auch wenn ich immer Rasierklingen bei mir mithabe.

jp: Ok, soweit daheim und in der Firma. Wie machst du das z.B. an öffentlichen Plätzen?

Nadja: für solche Fälle komme ich mit Kleinigkeiten zB zwicken über die Runden, bis zur nächsten Gelegenheit.

jp: Wie geht es dir direkt nach dem Verletzen?

Nadja: manchmal bekomme ich ein schlechtes Gewissen, aber es geht mir auf alle Fälle besser, weil die Anspannung weniger bzw. weg ist.

jp: Gibt es Lieblingsmethoden beim Verletzen?

Nadja: ja, schneiden.

jp: egal mit was?

Nadja: nein, nur mit Rasierklingen.
Es macht mich fertig, wenn ich mich mit etwas Stumpfem schneiden müsste. Da geht es mir dann oft noch schlechter, weil ich mich dann ärgere, weil es nicht so geworden ist, wie ich es haben wollte.

jp: d.h. in solchen Fällen wird es dann eigentlich noch schlimmer. Du ärgerst dich über das stumpfe Teil dann mehr als über den eigentlichen Auslöser?

Nadja: Ja, aber meistens verletze ich mich danach gar nicht mehr, weil ich so frustriert bin. Ich hab eine bestimmte Vorstellung im Kopf, wie ich es haben will. Wo ich es haben will, wie tief ich es haben will und wie viel ich es haben will. Und wenn das dann nicht so wird, wie ich wollt, ist es so frustrierend, dass ich gleich drauf pfeif.

jp: bereust du bisherige Verletzungen?

Nadja: nur in manchen Situationen. Im Winter ist es mir egal, im Sommer ist es tlw. unangenehm, wenn man in öffentlichen Verkehrsmittel oder allgemein in Wartesituationen ist. Die Leute schauen einen an. Ist ja auch verständlich, mache ich auch. Aber manche schauen dann einfach so unangenehm, dass man einfach nur gehen will.

Mir sind die Narben nicht peinlich, aber es ist mir peinlich, wenn ich wegen den Narben angeschaut werde.

jp: in der Phase, wo es dir gerade nicht gut geht und du dich verletzen willst, bemerkt das dein Umfeld?

Nadja: nein, ich glaube nicht, dass das wem außenstehenden auffällt.

jp: Wie geht dein Umfeld damit um, dass du dich selbst verletzt?

Nadja: die Eltern halten sich relativ raus. Mein Vater immer schon, meine Mutter hat anfangs versucht mit allen möglichen Mitteln auf mich einzureden. Warum mein Vater nie mit mir darüber gesprochen hat, weiß ich nicht. Ich würde aber mit ihnen auch gar nicht darüber reden wollen.

jp: Und deine Verwandtschaft?

Nadja: ich weiß nicht, was meine Eltern ihnen erzählt haben, aber es spricht mich keiner darauf an.

jp: wie reagieren Fremde, die deine Narben sehen?

Nadja: Es gibt welche, die schauen nur kurz, andere richtig penetrant. Eine Frau wollte einmal wissen, ob mir das weh tut, aber sonst wurde ich noch nie darauf angesprochen.

jp: Wissen alle deine Freunde davon?

Nadja: ja, denn eine Freundschaft auf Basis aufzubauen, dass ich immer langärmelig rumlaufen müsste oder sie dauernd anlügen zu müssen, warum ich z.B. nicht schwimmen gehen kann, das will und kann ich nicht.

jp: Versteckst du die Narben lieber generell?

Nadja: kommt auf die Situation an. Gerade Behördengänge, da kommt das einfach nicht gut an, weil man ja doch gleich schnell abgestempelt wird…

jp: du sitzt mir hier im Interview kurzärmelig gegenüber. Würdest du so jetzt auch zum Supermarkt einkaufen gehen oder wäre das unangenehm?

Nadja: Ja, ich würde so auch einkaufen gehen.

 jp: Das Umfeld reagiert also sehr unterschiedlich. Wie reagierst du dann auf das Umfeld?

Nadja: wenn mich jemand extrem penetrant anschaut, ist mir das unangenehm. Ich versuche da bewusst Blickkontakt aufzunehmen, die hören dann auf. Aber es gibt auch paar Sonderfälle, die dann weiterhin hinstarren.

jp: Wie reagierst du auf Berührungen der Narben?

Nadja: Das kommt darauf an wer es macht. Wenn es Leute sind, die ich zwar schon kenne, aber doch fremd sind, dann ist es mir trotzdem unangenehm.

jp: darf die Narben jeder berühren?

Nadja: Das ist für mich eine intime Sache. Klar, wenn man mit Freunden rumalbert und die greifen mal drauf, dann ist das kein Problem. Aber wenn das Leute sind, die ich nicht so gut kenne oder so wie ein ganz Fremder mal zu mir her kam und mich angreift – das ist schon sehr unangenehm und absolutes NoGo.

jp: Sind Beziehungen schon daran zerbrochen?

Nadja: An Selbstverletzung direkt nicht, aber an Borderline an sich, diese ganze zwischenmenschliche Instabilität, ja. Ich weiß, dass ich in Beziehungen irrsinnig anstrengend sein kann. Das weiß ich alles selbst, aber in der Situation ist das Handeln für mich absolut normal und nachvollziehbar. Aber Tage später frag ich mich dann schon, warum ich das gemacht habe.

jp: War der Grund für die Trennung Borderline selbst oder das daraus resultierende Verhalten?

Nadja: Mein Verhalten.

jp: Musst du Medikamente nehmen?

Nadja: Zwingen kann mich niemand, aber ich habe welche, die ich in bestimmten Situationen nehmen kann. Nur wenn ich die nehme, muss ich einplanen, dass ich 8-9 Stunden danach schlafe. Ich muss einplanen, dass ich 1-2 Stunden nach dem Aufwachen noch immer benebelt bin, mich nicht konzentrieren kann. Also Autofahren geht nicht. Da ist das Verletzen kurz und bündig. Das geht schneller und ich brauch das alles nicht so einplanen.

jp: hast du schon mal bewusst mehr Medikamente genommen als du solltest?

Nadja: Ja.

jp: weil?

Nadja: früher, wie ich noch keine Bedarfsmedikation hatte, hab ich immer mehr von der normalen Medikation genommen.

jp: Wo ist für dich der Unterschied bei Bedarfs- und normaler Medikation?

Nadja: normale Medikation ist das was man jeden Tag nimmt, Bedarfsmedikation für Notfälle. Ich hab nur Bedarfsmedikation. Anfangs hatte ich auch normale Medikation, aber die wollte ich nicht mehr nehmen, ich hatte das Gefühl ich wäre dauerhaft gedämpft. Begeistert war mein Arzt nicht, aber zwingen konnte er mich nicht.

jp: zurück zu meiner vorherigen Frage. Warum hast du bewusst mehr Medikamente eingenommen?

Nadja: Es gab Situationen, da wollte ich einfach lang schlafen, die ganze Welt soll mich in Ruhe lassen. Und weil es einfach ein eigener Kick ist, weil man nicht weiß, was mit dem Körper passiert. Nicht ganz so extrem, aber man weiß nicht, ob man es überlebt oder nicht. Man probiert einfach aus und denkt sich, na vielleicht wache ich morgen auf oder nicht. Man weiß nicht was passiert, das ist ein gewisser Kick.

jp: du weißt aber in dem Moment schon was du tust oder bist du in so einer Stresssituation, dass du gar nicht weißt, dass du zu viele Medikamente eingenommen hast?

Nadja: Es gab schon beide Situationen. Ich hab auch schon bewusst damit gepokert, wenn irgendwas schief läuft, wache ich morgen halt nicht auf.

jp: ist das noch so?

Nadja: nein, das war so. Ist schon länger her. Auch wenn ich manchmal das Bedürfnis danach hätte, aber halt nicht mache.

jp: Warst du schon mal deswegen im Spital? (Borderline/SVV)

Nadja: Ja

jp: weil eine Selbstverletzung so schwer war?

Nadja: ja, 1x. Heute würde ich deswegen aber nicht mehr fahren. Das Spital hat mir damals sogar angeboten, dass ich mit einem Psychiater reden sollte – man hat ja gesehen, dass ich mich selbst verletzt hatte – , aber das wollte ich nicht.

jp: was war der Auslöser, dass du in eine Psychiatrie gekommen bist?

Nadja: da sind viele Sachen zusammen gekommen. Das war eine Kurzschlussreaktion, hab mir alles reingehaut und dann gedacht: „wah, was hast du da gerade gemacht, das kann echt böse ausgehen!“

jp: Wie ging es dir in der Psychiatrie?

Nadja: (lacht) kommt drauf an, wie man sich als Patient benimmt.

jp: Es ist ja doch schon eine Zeit lang her, kannst du dich da noch genau daran erinnern?

Nadja: Manche Details weiß ich schon noch, aber andere Dinge sind wegen den Medikamenten komplett weg.

jp: Nutzt du Selbsthilfeforen?

Nadja: ja. Man tauscht sich dort über Therapiemethoden aus und es hilft auch mit „Gleichgesinnten“ (wäre evtl. zu überlegen, das unter Anführungszeichen zu setzen, sonst hört sich das irgendwie sektenmäßig an) zu schreiben.

jp: Pflegst du deine Narben? Die Frage hat eine gewisse Doppeldeutigkeit. Also schmierst du diverse Cremen auf deine Narben und schneidest du immer wieder dieselben Narben auf?

Nadja: Ja eine Feuchtigkeitscreme, wenn sie jucken, aber nicht aus optischen Gründen.

Und ich schneide nicht immer die gleiche Narbe.

jp: deine Narben am Oberarm gehen in unterschiedliche Richtungen. Absichtlich?

Nadja: die andere Richtung ist von früher und nervt mich total (lacht), weil sie das Bild zerstören.

jp: gibt es Lieblingsstellen, wo du dich schneidest?

Nadja: Ja, jetzt im Moment die Oberarme. Früher waren es die Unterarme. Aber dort traue ich mich nicht mehr zu schneiden, weil ich nicht weiß, ob ich was Wichtiges zerschneide.

Und sonst Stellen, die man im kurzen Gewand nicht sieht.

jp: Wir sind damit am Ende vom Interview, vielen Dank für das nette und offene Gespräch!

Die Abschlussworte vom Interview gehören dir. Was willst du den Menschen mitteilen?

Nadja: Im Prinzip nur, dass ich normal bin und das Leben inkl. Gefühle halt intensiver erlebe als andere und einfach nur ein Mensch bin, so wie alle anderen auch.

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